Ein Gastbeitrag von Wiebke Berns, Studentin an der HAWK Holzminden und Praktikantin im Bereich FM-Beratung bei rotermund.ingenieure.

Friday for Future für Gebäude?

Spätestens nach den „Friday for Future“ Protesten, die von Greta Thunberg ins Leben gerufen wurden, sollte der Nachhaltigkeitsgedanke bei jedem angekommen sein. Die einen verdrehen die Augen, die anderen stürzen sich Feuer und Flamme in die Diskussion.

Doch wie groß ist das Einsparpotential an den Orten, wo wir uns die meiste Zeit des Tages aufhalten – in Gebäuden? Dieser Frage wollen wir auf den Grund gehen. Hierfür wurden auf Grundlage des fm.benchmarking Berichts acht verschiedene Gebäudegruppen hinsichtlich des Energieeinsparpotentials pro Jahr überprüft. Im Rahmen dieses Blogbeitrages stellen wir mit Büro-, Industrie- und Unterrichtsgebäuden drei Gebäudegruppen vor.

Wie ermittelt sich das Einsparpotential?

Bei der Berechnung des Energieeinsparpotentials wurde das erste und das dritte Quartil einer Gebäudegruppe hinsichtlich des Primär- und Endenergiebedarf und dem CO2- Ausstoß miteinander verglichen, die daraus entstandene Differenz bildet das Einsparpotential.

Endenergiebedarf: 1.111 Mio. kWh Einsparung möglich

Die wohl interessanteste Gebäudegruppe sind Bürogebäude. Betrachten wir zunächst den Endenergiebedarf, also die Energie, die benötigt wird um das Gebäude zu bewirtschaften (vgl. auch Erläuterungen zum Endenergiebedarf am Ende dieser Seite). Die möglichen Einsparungen liegen bei 1.111 Mio. kWh im Jahr und 422 Tsd. Tonnen CO2 im Jahr. Um sich diese abstrakten Zahlen besser vorstellen zu können, haben wir sie in Autofahrten umgerechnet. Betrachtet man zunächst die kWh so könnte man mit einem durchschnittlichen Mittelklassewagen als Benziner knapp 4 (3,94) mal um die Erde fahren mit einem Diesel sogar 4,80-mal.

Der daraus folgende CO2 Ausstoß ist schon deutlich größer, somit könnte ein Benziner für die ausgestoßene Menge an CO2 5 mal den Globus umrunden ein Diesel 6 mal.

Obwohl das Einsparpotential bereits beim Endenergiebedarf immens ist, zeigt es doch nur einen Teil der Wahrheit.

 

Mit Einsparungen 10x um die Welt

Der Primärenergiebedarf zeigt ungeschönt, wie viel Energie zur Deckung des Energiebedarfs gebraucht wird. Das Energieeinsparpotential liegt bei 1.650 Mio. kWh pro Jahr. Für diese Menge Energie kann ein Benziner fast 6 mal und ein Diesel gut 7 mal die Erde umfahren. Der einsparbare CO2– Ausstoß liegt bei 673 Tsd. Tonnen CO2 pro Jahr, das ist gleichzusetzten mit 9 Fahrten im Benziner und mit 10 Fahrten in einem Diesel um den Globus.

Weitere Gebäudetypen

Gebäudetyp
Einsparung Primärenergiebedarf
Einsparung CO2
Erdumrundungen durch CO2-Einsparungen
Bürogebäude 1.650 Mio. (50%) 673 Tsd. (50%) 8,7 9,7
Industriegebäude 1.719 Mio. (28%) 503 Tsd. (25%) 14,6 16,2
Unterrichtsgebäude 149 Mio. (60%) 50 Tsd. (59%) 0,6 0,7

So nutzen Sie Einsparpotentiale

Es ist deutlich zusehen, dass im Gebäudesektor ein deutliches Einsparpotential herrscht. Nun stellt sich die Frage: Was lässt sich tun?

Neben Stromverbrauch bildet der Wärmeverlust den größeren Bestandteil des Energieverbrauches. Die meiste Wärme geht über die thermische Außenhülle eines Gebäudes verloren. Die größten Schwachstellen bilden hierbei oftmals alte Fenster und Türen. Ein Energieausweis zeigt wie gut eine Immobilie energetisch aufgestellt ist. Dabei kann ein Energiebedarfsausweis auch auf Schwachstellen und Optimierungspotentiale hinweisen. Ist einem das bewusst, so kann man gezielt dagegen handeln. So können beispielsweise eine Dämmung der Außenhülle und eine Erneuerung der Fenster und Türen auftretende Tranmissionswärmeverluste stark reduzieren. Eine nachfolgende Anpassung der Anlagentechnik reduziert die Energiekosten weiter.

Die bestehenden Handlungsmöglichkeiten gehen über diese paar genannten hinaus. Nichts desto trotz ist eine Sanierung ein großer Kostenfaktor. Bedenkt man allerdings die Lebenszeit einer Immobilie, so kann sich das durchaus rechnen. So wird nicht nur das Klima, sondern auch die Brieftasche geschützt.

Am Ende des Tages lässt sich sagen, dass das Potential der Energie- und CO2- Einsparung noch lange nicht ausgeschöpft ist. Selbst wenn man nur die drei vorgestellten Gebäudegruppen betrachtet, summiert sich der CO2-Ausstoß deutlich:

Finden Sie heraus in welchen Bereich der Energieverbrauchs Ihrer Immobilie(n) liegen und helfen uns dabei, noch genauere Aussagen über den Energieverbrauch von verschiedene Gebäudesektoren zu treffen.

Wer weiß — vielleicht ist es auch möglich von etwas Großen in was Kleines zu wechseln: Manche Unternehmen bieten beispielsweise E-Bikes statt Firmenwagen für den täglichen Weg zur Arbeit.

Hintergrundinformationen

Primärenergiebedarf

Der Primärenergiebedarf beschreibt die gesamte Energiemenge, die zum Betrieb eines Gebäudes benötigt werden. Dabei wird auch die zusätzliche Energiemenge berücksichtigt, die durch zeitliche oder örtlich vorrangehende Prozesse außerhalb des Gebäudes, des Verbrauchers bei Bereitstellung des Energieträgers entstehen. Eine Unterteilung in unterschiedliche Energieträger ist machbar. Anhand dieser Einteilung wird eine Aussage über die Umweltfreundlichkeit möglich, z. B. über die CO2 -Emission.

Endenergiebedarf

Als Endenergiebedarf wird die Energiemenge bezeichnet, die den technischen Anlagen bereitgestellt werden muss, um über das ganze Jahr eine normierte Raumtemperatur, sowie Warmwasser sicher zu stellen. Die Energie bezieht die benötigte Energie für die Anlagentechnik mit ein. Diese Energie wird an der Gebäudehülle übergeben, sie wird dem Verbraucher geliefert und bei Ihm abgerechnet. Daher stellt der Endenergiebedarf keinen sinnvollen Maßstab zur Berechnung von Energieeinsparungen und Umweltschutz da. Allerdings Kann der Endenergiebedarf auf den Primärenergiebedarf mit Hilfe eines Faktors umgerechnet werden.

Bildquellen:

Für die Darstellung der Erdgrafik wurden folgende externe Bildquellen genutzt:



- Über den Autor -

Wiebke Berns studiert Immobilienwirtschaft und -management an der HAWK Holzminden und unterstützt uns aktuell im Rahmen eines Praktikums im Bereich FM-Beratung. Parallel bereitet sie sich momentan auf ihre Bachelorarbeit vor.
Ihr Kontakt/Ansprechpartner:

Wiebke Berns

rotermund.ingenieure
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